Andererseits fällt es mir ehrlich gesagt angesichts der furchtbaren Gewaltexzesse im Osten Europas schwer, hoffnungsvoll zu bleiben. Dabei sollten wir doch gerade am Auferstehungsfest besonders spüren, dass es auch in den dunkelsten Stunden Licht gibt. Dass es weitergeht und dass Erneuerung möglich ist. Stattdessen überbieten sich hierzulande selbst solche Politiker, bei denen ich das niemals für möglich gehalten hätte, darin, die Lieferung „schwerer Waffen“ und von Kampfpanzern aller Art von A nach B zu fordern, was meines Erachtens nur zu noch viel mehr Leid auf allen Seiten und zur Verlängerung der Kriegsdauer beitragen wird. Zahllose Familien, auch die der russischen Soldaten übrigens, deren Leben ja nicht weniger wert ist (!), erleben unaussprechliches Elend, und vermutlich wird generationsübergreifend Hass gesät, der Jahre wenn nicht Jahrzehnte Menschen voneinander trennen wird.
Der Auferstandene hingegen sagt am Ostermorgen seinen Jüngerinnen und Jüngern den Frieden zu, sicherlich in erster Linie eine Zusage, aber auch ein Auftrag, eine Sendung!
Es sind die unscheinbaren aber nicht unwichtigen kleinen Zeichen, die mir Mut machen: Jetzt am 4. April habe ich durch Zufall eine wunderbare große „Friedenslinde“ auf der Parkwiese in Zürich entdeckt! Direkt neben dem Flughafen auf einem Hügel wurde eine große Parkanlage angelegt, erklärtermaßen auch für Wartende zwischen zwei Flügen so wie ich selbst, für das Flughafenpersonal oder auch einfach für jeden, der für ein paar Minuten zur Ruhe kommen möchte. 250 Jugendliche aus 130 Ländern haben 1991 im Rahmen der Jubiläumsfeier 700 Jahre Eidgenossenschaft diese erwähnte inzwischen prachtvolle Linde als „Weltjugendbaum“ gepflanzt. Alle brachten ein Kilo Erde aus ihrer jeweiligen Heimat mit, um den Baum darin zu pflanzen! Linden können übrigens über 700 Jahre alt werden!!
Am Boden des Baums ist eine Tafel angebracht: „Die Linde gilt als Symbol für Gerechtigkeit, Liebe, Frieden und Gemeinschaft. Auch hier im Begegnungsort Park steht sie für diese Werte.“
Da möchte man ausrufen: „Halleluja, möge es endlich überall Ostern werden“, meint
Ihr Pfarrer
Christian Becker